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Time flies by…

Nach Trawangan heißt es jetzt Abschied nehmen vom idyllischen Inselleben irgendwo mitten im Nirgendwo. Es geht zurück nach Bali. Zurück auf befahrene Straßen, ins Rollerchaos, rein in die Zivilisation. Und das bedeutet ein allerletztes Mal für unsere Reise: Speedboat!

Um 14 Uhr indonesischer Zeit heißt es jetzt tatsächlich ein aller aller aller letztes Mal auf unserer Reise: ab auf hohe See! Theoretisch. Denn ich habe ganz bewusst indonesische Zeit geschrieben um zu verdeutlichen, dass wir uns in einem anderen Zeituniversum befinden. Die Abfahrt um 14 Uhr verlagert sich auf halb drei, verschiebt sich auf drei, passiert auch um halb vier nicht und um vier sehen wir endlich ganz, ganz weit am Horizont das Speedboat auftauchen. Während die deutschen Uhren einen strengen Stakkato schlagen, getrieben vom Zeitdruck ihrer Gesellschaft, laufen viele Uhren rund um den Globus etwas anders.

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Eigentlich versuche ich euch ja mit langweiligeren Details zu verschonen, aber die Ankunft unseres Bootes ist definitiv eine kleine Lupenperspektive wert. Denn Trawangan besitzt keinen Steg, die Boote müssen also direkt am Strand anlegen und fahren dann eine improvisierte Leiter aus, an der die Reisenden hinauf und hinab klettern können. Währenddessen wird das Gepäck der verlassenden Reisenden einfach über Board geworfen. Und wenn ich sage einfach, dann meine ich das auch so. Denn manchmal, da macht es dann auf einmal ziemlich laut „Platsch“ und ein Rucksack landet im Meer. Etwas Verschleiß ist sozusagen immer da. Wäsche all inclusive sollte vielleicht auf den Tickets stehen.

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Wir kapern dann jedenfalls endlich das Boot und ab geht die Lutzi. Ich dachte ja, inzwischen haben wir wirklich alles gehabt. Seltsame wackelnde Kutter, Minispeedboote, Katamarane, Passagierschiffe… aber als nach 15 Minuten auf einmal fette Discolichter auf dem Deck angehen und dicke Beats aus Lautsprechern schallen, werde ich eines besseren belehrt. Während langsam die Sonne am Horizont unter geht, wir vorbei rauschen an kleinen Inselchen und die ersten Sterne am Firmament glitzern, bieten Rihanna und Robbie Williams die passende musikalische Untermalung. Drei Chinesen leiten die tanzende Menge an, zwei kanadische Mädels schunkeln mit uns im Takt der Wellen und Australien und die USA johlen aus dem Backround. Ich glaube das ist die kleinste und internationalste Party auf der ich je war. Warum kann es eigentlich nicht überall so sein? Was ist los mit dieser Welt? Kann sein, dass das Meer auch mal rau ist da draußen, aber genau dann sollten wir doch alle zusammen halten oder? Wir sitzen schließlich alle im selben Boot.

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Richtung acht Uhr erreichen wir wieder balinesisches Festland, springen in das Großraumtaxi nach Ubud und wieder rauscht die Nacht an uns vorbei. Von Ubud können wir in der Dunkelheit nur grobe Umrisse erkennen, diese versprechen allerdings eine aufregende, spannende und bunte Stadt. Nicht umsonst gilt sie als Künstlerszenecity von Bali. Wir werden vor einem XXL Supermarkt herausgeworfen und nutzen die Chance, um uns mit Essen für unseren ersten Abend einzudecken. Nach fast 5 Wochen Reise sehnen wir uns einfach mal nach Brot mit Aufschnitt, verrückt oder? Zu Hause in Deutschland hat es mich danach bisher eher selten so richtig gelüstet. Als wir dann in den Supermarkt gehen, passiert etwas ziemlich lustiges. Rafi entdeckt Babybel und danach gibt es kein Halten mehr. Wir freuen uns gigantisch über gummiartiges, weißes Brot, stopfen den Einkaufskorb voll mit Käse und Gemüse, rasten komplett aus und freuen uns wie die Schneekönige. Oder vielleicht eher Sonnenkönige.
Die Ernüchterung folgt dann an der Kasse. Für unseren „kleinen“ Einkauf zahlen wir vermutlich mehr, als für jedes Abendessen im Restaurant hier in Ubud. Besonders Babybel scheint hier eine kleine Goldgrube zu sein. Oder besser gesagt Tourifalle.
Egal!
In unserem kleinen Hostel angekommen, werden wir dann direkt mit einem Tablett aus Tee und Kaffee auf unserer Bungalowveranda begrüßt und staunen wieder nicht schlecht. Da wir Geld sparen wollen, haben wir uns eigentlich die meiste Zeit auf unserer Reise für sehr preiswerte Unterkünfte entschieden. Da freut man sich dann umso mehr, wenn diese Unterkünfte trotzdem so schön sind! Wir machen es uns im Kerzenschein auf der Veranda gemütlich, snacken unsere Schnittchen und beobachten die Lizards, die sich in kleinen Rudeln an unserer Wand zusammen sammeln. In der Ferne ruft ein Geko (7 Mal „Geko“ hintereinander bringt übrigens Glück!) und langsam sickert die Erkenntnis durch: dies ist der letzte Stop auf unserer Reise. Die Gefühle schwanken zwischen der Freude auf zu Hause und der Sehnsucht nach mehr. Nach mehr Abenteuern, mehr spannenden Menschen, mehr neuen Orten. Schauen wir mal, was Ubud noch so für uns bereit hält 🙂

 

 

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