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Vom blauen Paradies, Tontöpfen und Zuckertee – Vol. 1

Ich bin süchtig, es ist offiziell. Nicht nach Drogen oder Alkohol, sondern nach dem Gefühl weg zu fahren. Egal ob in die Ferne oder auch mal nur ein, zwei Stunden weiter- hauptsache etwas Neues sehen, etwas neues erleben.

Letzte Woche ging es wieder zurück nach Afrika, wo ich vor ein paar Monaten für eine Zeit lang leben durfte. Diesmal allerdings nicht nach Namibia, sondern in ein Surfcamp nach Marokko.
Mein bisheriges Wissen über Marokko begrenzte sich ziemlich genau auf die Informationen aus dem Film „Exit Marrakesh“. Da der größte Teil der Reise allerdings durch das Camp bereits organisiert war, konnte ich mich diesmal ganz ohne irgendwelche Vorinformationen auf das Abenteuer einlassen. Bei einer großen Reise würde ich sowas niemals machen!

Kurz gefasst, ich wusste also nicht viel mehr über das Land, als dass das typische Landesgericht Tajine hieß und in einem Tontopf gekocht und serviert wurde, als der Flieger am Abend auf dem Rollfeld in Marrakesh landete. In afrikanischer Gelassenheit ging es durch die Passkontrolle und mir wurde bewusst, wie viel meiner inneren Ruhe aus Namibia schon wieder von deutscher Hektik aufgesaugt worden war. Als es nach einer Stunde endlich durch die Kontrolle durch ging, waren die Nerven meiner Mitreisenden am Ende und mein Magen hing irgendwo zwischen meinen Kniekehlen. Mit dem Taxi ging es dann die letzten drei Stunden von Marrakesh nach Tamraght. Ich weiß wirklich, man soll nicht verallgemeinern- gerade in fremden Ländern. Aber ich glaube der typische, afrikanische Taxifahrer nimmt es mit dem Straßenverkehr nicht sonderlich ernst. Rot ist noch lange nicht rot, Menschen sind keine Hindernisse und beim Überholmanöver muss schon mal der Gegenverkehr Platz machen. Das Thema Anschnallgurte brauch ich gar nicht erst anzusprechen. Dank der Dunkelheit konnten wir leider auch nicht viel von der Umgebung erkennen und meine gesamte Konzentration galt sowieso sämtlichen Stoßgebeten.

Am nächsten Tag gab es dann erstmal eine herbe Ernüchterung- der erste Surftag musste im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen. „Its only raining about 40 days per year here“ Dieser Moment wenn dir jemand erzählt, wie selten und besonders Regen ist und du selbst aus dem gefühlt verregnetesten Land der Welt kommst. Um den Tag nicht ungenutzt vergehen zu lassen, ging es dann auf den Souk- einen riesigen Markt in Agadir. Wer schonmal in arabischen Ländern auf einem Markt war, kann sich das Treiben gut vorstellen. Für den Rest versuche ich es so anschaulich wie möglich zu beschreiben:
Der Souk in Agadir besteht aus einer riesigen Ansammlung an überdachten Ständen. Es gibt Stände für Obst, Gemüse, Kleidung, Gewürze, Geschirr, Schmuck, Fleisch, Brot und jegliches, anderes Zeug. Ich glaube es gibt Stände für alles.
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Jeder Standbesitzer ist außerdem der unerschütterlich festen Überzeugung, dass seine Verkaufsobjekte die Besten sind. Davon wird er jeden vorbeikommenden, potenziellen Kunden versuchen zu überzeugen. Lässt man sich in ein Gespräch verwickeln, dann geht es richtig ab. 😀
Wir wurden erst einmal in ein Miniwohnzimmer hinter dem Stand geführt. Dort gab es dann typischen, marrokanischen Tee (ich wette der war mit irgendwelchen Stoffen versetzt, die kaufwillig machen), arabische Namen (darf ich vorstellen, Fatima) und ein Kamelscheiße-Tattoo. Das Ding hält immernoch und ich schwöre, ich wasche mir wirklich sehr oft die Hände!
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Am nächsten Tag war es dann endlich soweit- mit Surfbrettern beladen ging es Richtung Strand. Surfspots gibt es in Tamraght und Taghazout in Massen. Kamel Beach, Anchor Point, Devils Rock, Panorama Beach, Killer Point… Jede Strömung ist anders, manche sind windgeschützt, andere haben Steine, die dir die Zehen aufschlitzen auf dem Grund. Vorsichtig sollte man immer sein, Wellen haben eine unglaubliche Kraft. Und genau das macht auch die Faszination dieses Sports aus.
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Ich erspare dem fleißigen, treuen Leser – also dir!- jetzt lange Ausführungen übers Salzwasserschlucken, vom Brett fallen, eingefrohrenen Zehen, Unterwasserwaschmaschinen und Petermännchen. Ich kann nur sagen: geht surfen! Das muss man selbst einmal erlebt haben. Die unglaubliche Kraft der Wellen, wie frei dein Kopf im Wasser wird, der Kampf gegen die Strömung, das Gefühl vom Schweben auf dem Wasser und die kleinen und großen Erfolgsmomente über den Tag verteilt. Nicht zu vergessen die zufriedene, hungrige Erschöpfung am Ende, wenn sich die Sonne schon langsam über den Horizont schiebt.

Und weil es noch viel mehr von Marokko zu erzählen gibt, heb ich mir davon noch etwas auf 🙂
Gerade jetzt, wo es hier wieder anfängt zu regnen, tun kleine Traumreisen ab und zu wahnsinnig gut.

Ciao Bella <3

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