Europa,  Reisen

Zu Fuß durch Athen an einem Tag

Athen steht seit bestimmt 10 Jahren ganz oben auf meiner persönlichen Europa-Travel-Bucket List und deswegen steige ich mit einer fetten Mischung aus Vorfreude und Spannung ins Flugzeug. Dass Athen so ein Travel-Dream ist liegt übrigens nicht an dem geschichtlichen Faktor (schön wär’s aber ich hatte in Geschichte zeitweilen ne 5 und konnte mich so gar nicht dafür begeistern) sondern daran, dass eines meiner liebsten Jugendbücher in Athen gespielt hat. Das nennt man heute wohl Influencer-Werbung. Jedenfalls bin ich seitdem super heiß drauf, durch die Athener Straßen zu wandern, eisgekühlten Nescafé – Frappé zu schlürfen, die Plaka zu erkunden und die Akropolis zu bestaunen.

In meiner naiven Fantasieversion von Athen herrschen natürlich immer angenehm warme Spätsommertemperaturen, sodass man nicht völlig verschwitzt und co ist, die Gassen sind nicht zu voll und nicht zu leer, es herrscht buntes Treiben aber man hat eben auch genug Platz, durch zu flanieren und irgendwie kommt man immer echt zackig von A nach B. Immerhin will ich ja alles erkunden! Fantasie ist wirklich was Schönes.

Realität:
Wir landen gegen 22 Uhr griechischer Zeit in Athen, der Flug ist relativ pünktlich, wir schnappen uns unser Mietauto und cruisen Richtung Innenstadt. Der Verkehr ist überschaubar, die Athener Straßen dafür sehr chaotisch, überall gibt es Einbahnstraßen, seltsame Fahrbahnführungen und Roller soweit das Auge reicht. Kein schöner Ort zum Autofahren aber dafür haben wir uns das Mietauto ja auch gar nicht geholt. Unser Hostel liegt im Zentrum von Athen, einem Viertel dass heute für seine Hipster-Atmosphäre bekannt ist und erstmal sieht auch alles echt ganz nett aus. Dann allerdings biegen wir um ein paar kleine Seitengässchen und landen in einer Ecke von Athen die man mit ganz, ganz viel positivem Willen als urban und unaufgesetzt ehrlich bezeichnen kann. Oder als dreckig, abgeranzt, dunkel und schäbig. Die Straßen quillen über vor Müll, aus den Gullis steigt dampfiger Mief und in den Seitengassen hängen schräge Figuren herum.

Im Hostel erfahren wir, dass es in Athen spezielle, bewachte Parkplätze gibt, auf denen wir unser Auto gegen Bezahlung stehen lassen können und so davon ausgehen können, dass es nicht geklaut oder beschädigt wird. Inzwischen ist allerdings nach ein Uhr nachts und diese Parkplätze sind geschlossen. Wir parken also vor einem schicken Hotel mit Nightguard und fragen, ob wir unser Auto hier stehen lassen dürfen. Das wirklich beeindruckende an Griechenland: gefühlt 99% aller Menschen hier sind nett, zuvorkommend, gut gelaunt und höflich. Natürlich dürfen wir unser Auto hier stehen lassen, ob uns Athen denn schon gut gefalle, was wir besichtigen würden morgen und außerdem eine erholsame Nacht.

Athen Tag 1

In unserer chaotischen Athener Seitenstraße pulsiert bereits das Leben, als wir am nächsten Morgen aus dem Hostel tapsen und uns mit der sicheren Spürnase eines Caffeesüchtigen und einer Avocado-Toast-Anhängerin auf die Suche nach einem Ort zum Stärken für den Tag machen. Das Café Zampano wirkt wie eine kleine Oase mit Tischchen unter rot-weißer Markise und grünen Pflanzen rund um das Gebäude. Das Angebot ist groß, die Preise fair, die Kellner herzlich-freundlich und wir sind direkt ein bisschen mehr angetan von Athen.

Nach der Stärkung und einem gut gemeinten Rat zum Verzicht von Anisschnapps durch den Kellner, machen wir uns auf den Weg Richtung Monastiraki Square. Auf dem Weg dorthin laufen wir durch die kleinen Gassen des Stadtteils Psyri, das alte Drogenviertel von Athen und heute Schauplatz für Straßenkunst und verrückte Food Kreationen.

Ein sehr offensichtliches Highlight dieses Viertels ist das Little Kook, an dem man weder tagsüber noch nachts vorbei gehen kann, ohne zu staunen. Das Restaurant wird regelmäßig passend zur Jahreszeit umdekoriert und dabei scheint definitiv das Motto zu gelten: Mehr ist mehr!

Fünf Minuten Fußweg weiter verschlingt uns der Monastiraki Platz mit seinem hektischen Gewusel aus lauten Straßenhändlern & Touristenmassen. Die Temperaturen scheinen hier noch einmal zu steigen, unbarmherzig brennt die Sonne hinunter und heizt den Asphalt auf. Im Stechschritt suchen wir uns einen Weg durch die Menschen, nächstes Ziel: die Akropolis. Unübersehbar ragt das Wahrzeichen der Stadt auf einem Hügel über dem Häusermeer und es scheint fast, als würden alle Wege in Athen dort hinauf führen.

Durch kleine Pinienwälder gesäumt schlängelt sich der Weg zur Akropolis den Hügel hinauf, musikalisch untermalt von dem Stöhnen der Touristen, der Musik von Straßenkünstlern und dem Gezirpe von 1000 und einer Zikade. Oben angekommen lassen wir uns erstmal auf einem kleinen Aussichtspunkt vom Wind die Haare zerzausen, atmen durch und reihen uns dann in die Schlange an Menschen vor dem Ticketautomat ein.

20 Euro kostet uns der Fußmarsch über die Akropolis, wohl gemerkt ohne zusätzliche Eintritte für Tempel oder Umwege über andere, geschichtliche Stätten dieser Stadt. Auf den Schnapper gönnen wir uns dann erstmal einen fruchtigen 5 Euro Ice Slushy, der als Symbolgetränk der Akropolis im Sommer herhalten könnte. Überall stehen Touristen mit Sonnenhütten und Slush Puppys und pumpen ihren Ice Shake ab, weil sie festgestellt haben, dass sie das Gelände der Akropolis nur ohne Süßgetränk betreten dürfen.

Über eine riesige, speckige Treppe, die zwischen beeindruckenden Säulen entlangführt, erklimmt man schließlich die Akropolis und wird mit einem gigantischen Blick über Athen belohnt. Die Akropolis selbst hebt sich in einem intensiven weiß gegen den blauen Himmel ab und fast kann man sich vorstellen, wie hier bereits vor vielen Jahrhunderten Geschichte geschrieben wurde, so beeindruckend wirkt das Bauwerk. Zerstört wird dieses Bild nur von wenig historisch wirkenden Kränen und Bauvorrichtungen, die zwischen den Gebäuden stehen.

Wer genug der geschichtsträchtigen Atmosphäre aufgesaugt hat, dem sei der Weg hinunter durch das Viertel Anafiotika ans Herz zu legen. Versteckt geht es hier wieder hinunter in die Stadt durch kleine, weiße Gassen, enge, gewundene Treppen und grün berankte Häuserfassen zu beiden Seiten. Die kleine Fantasiesphäre in meinem Kopf macht einen glücklichen Hopser bei dieser Kulisse und grinst selbstzufrieden – siehste, auch sowas gibt’s also in Athen! Tatsächlich findet man hier viel weniger Touristen als erwartet, fast hat man das Gefühl sich „off the beaten path“ zu bewegen, nur damit einen das kleine, beschauliche Viertel keine zehn Minuten später wieder ausspuckt – mitten hinein ins touristischste Athen.

Wir befinden uns mitten im Viertel Plaka, das mit Psyri und Monastiraki die Altstadt Athens bildet. Wir laufen die berühmten Treppen hinunter, die gesäumt sind von kleinen Tavernen in denen Touristen Souflaki und Moussaka essen. Weiter geht es vorbei an unzählbar vielen Touristenläden die eingeschweißte Oliven mit jeder möglichen und unmöglichen Füllung anbieten. Rafis Augen werden größer und größer und ich kann ihn gerade so davon abhalten unser gemeinsames Reisetaschengewicht an Oliven zu kaufen.

Es ist schon nach vier als wir uns in einem kleinen Café am Syntagma Square auf gepolsterte Holzstühle fallen lassen und nie wieder aufstehen wollen. Wir bestellen griechischen Joghurt mit Obst und Honig und lassen uns vom lokalen Erdbeben in einen sanften Nachmittagsschlaf rütteln.

Weil wir nach unserer dringend nötigen Pause wirklich überhaupt keine Lust mehr auf Gehen haben, schnappen wir uns kurzer Hand einen E- Roller am Syntagma Square und cruisen durch die Innenstadt zurück zum Hostel. Auf dem Weg landen noch Brot, Oliven, Wasser und Bier im Rucksack und dann lassen wir auf unserem kleinen Balkon irgendwo über den etwas chaotischeren Straßen Athens den Tag ausklingen.

Links, Links, Links (keine bezahlte Werbung obviously… einfach nur unsere persönlichen Tipps) :
Citypass für Athen –> damit kommt man in alle möglichen Touriattraktionen ohne unnötig lange anzustehen. Wir habens leider verpeilt uns eine zu holen…

Unser Favorit Breakfast-Restaurant <3
Hippe Hinterhoflocation in Psyri
Death by Chocolate Cakes für alle die auf krasse Schokokuchen abfahren
Komplett verrücktes Restaurant!!!
Der kleine Bergsee bei Glyfada. Für uns der schönste Ort rund um Athen.

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