Mexiko

Las Vegas in Mexiko

Wer die letzten Beiträge aufmerksam gelesen hat, der weiß, dass wir zuletzt irgendwo am kubanischen Flughafen abgehangen haben – ziemlich zerstört und ausgelaugt. Ehrlich gesagt, die Motivation war am Tiefpunkt und hätte es einen Flieger nach Deutschland gegeben… die Versuchung wäre wirklich groß gewesen.

Da hat es die Sache nicht leichter gemacht, dass wir bereits in Kuba und auch schon Deutschland vor Mexiko und Cancun gewarnt wurden. Überfälle am Flughafen, Drogen, Kriminalität… uns haben ganz schön die Ohren geschlackert und die Pumpe ist doch etwas schneller gegangen. Da saßen wir dann also im Flugzeug, Kuba wurde unter uns immer kleiner und wir mit vier oder fünf anderen Passagieren die Einzigen da oben in der Maschine.

Auf mexikanischem Boden angekommen ging dann alles ziemlich schnell. Einreise, Geld abheben und zack, da standen wir auch schon vor dem Flughafen in der prallen Mittagshitze und warteten… auf den Kulturschock, darauf, überfallen zu werden und festzustellen, dass Cancun wirklich ein richtig großer Fehler war.

Doch weder Kulturschock noch Drogenbarone ließen sich blicken, stattdessen gab es einen gemütlichen, klimatisierten Shuttlebus in die City, riesige Werbeplakate am Highway, hilfsbereite Menschen und … Einkaufszentren. Zu diesem Zeitpunkt kam uns Mexiko wie das fortschrittlichste Land auf dem Kontinent vor. Wir konnten es weder fassen, dass es in dem Bus sogar einen kleinen Fernsehbildschirm gab, noch, dass hier normale Autos fuhren oder Menschen zum shoppen in der Stadt unterwegs waren.

Ein bisschen hat sich das Ganze angefühlt wie von Thailand nach Singapur zu fliegen. Aber in ganz anders. Schwer zu beschreiben. Wir sind dann jedenfalls vom Bus aus mit dem Taxi zur Unterkunft, ein kleines Hostel etwas abseits des großen Trubel. Dort haben wir dann zu erst fünf Minuten lang sprachlos den kleinen Pool mit Gartenbereich angestarrt, uns wie die Schneekönige über die flüsterleise Klimaanlage gefreut und konnten es gar nicht fassen, dass WLAN im Haus verfügbar ist.

Zur Nahrungsaufnahme haben wir uns dann an einem kleinen Streetrestaurant mit Taccos versorgt (KEIN REIS!!!) und danach ging es in die heiligen Hallen Walmarts. Vielleicht war es der zweiwöchige Entzug von normalen Supermärkten oder meine unglaubliche Sehnsucht nach Obst und Gemüse, vielleicht auch einfach nur die Übermüdung vom Flug oder die Hitze, jedenfalls sind Rafi und ich kurz nach Eintritt in eine Art Rausch verfallen.

Die Arme voll gepackt mit 5 Euro Schuhen, Billigsonnenbrillen, Melone, Wurst, Avocado und Baguette, Muffins, Chips, Luftmatratze, Bier, Literweise Wasser und Wasserspritzpistolen hat man uns vermutlich für komplett verrückt gehalten. Ich hätte es jedenfalls niemandem Übel genommen. Das muss ein ziemlich lustiger Anblick gewesen sein.

Wieder im Hostel hat uns unser Host schließlich amüsiert gefragt, ob unsere letzte Reisestation zufällig Kuba gewesen wäre, nachdem wir ihm unsere Begeisterung zu der Klimaanlage und der tollen Infrastruktur Cancuns mitgeteilt hatten.

Man merkt auf einer solchen Reise schnell, welche Einflüsse des eigenen Landes einen die letzten Jahre geprägt haben. Kuba war eben etwas komplett Neues und Ungewohntes. Für All Inclusive Hotelgäste macht das den Charme des Landes aus. Alte Autos, Bilder aus vergangenen Tagen, Eindrücke, die es so kaum noch gibt. Kein Internet, keine großen Supermarktketten, Pferdekutschen und Entschleunigung. Für die Menschen vor Ort allerdings, bedeutet dieser Zustand vor allem Erschwernis. Hindernisse, Hürden, tägliche Herausforderungen. Nostalgie eher Fehlanzeige. Wer als Backpacker unterwegs ist, bekommt davon schon vieles mehr mit. Unterhält man sich mit den Menschen vor Ort, noch mehr.

Was ich damit sagen möchte: Wir haben durch den Wechsel von Kuba nach Mexiko wieder einmal mehr verstanden, wie Dankbar wir für das Land sein können, in dem wir aufgewachsen sind und wie wenig selbstverständlich sein sollte. Dass ich hier sitze und an einem Laptop tippen kann, dass ihr da draußen fast überall auf der Welt mein geschriebenes Wort lesen könnt. Dass wir im Supermarkt zwischen 10 Tomatensoßen und 30 Sorten Käse wählen können… dass unser Leitungswasser trinkbar ist. Dass wir eine funktionierende Politik haben, wählen dürfen und unsere Stimmen ernst genommen werden. Dass wir auch noch nachts auf die Straße gehen können und unsere Universitäten praktisch nichts kosten.

Es gibt so vieles, wofür es sich lohnt in diesem Leben dankbar zu sein. Gesundheit, eine Familie, Freundschaft, Sicherheit, Frieden. Und wir alle sind dafür verantwortlich.

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