Asien,  Indonesien

Welcome to Bali, Baby

Wo sind wir eigentlich stehen geblieben? Ah Singapur, genau. Dann packt mal eure imaginären Koffer und Taschen wieder ein, trinkt noch einen ordentlichen Schluck Wasser (oder Bier, oder Wein oder was auch immer gerade neben euch auf dem Tisch steht) denn die Reise geht weiter. Nächster Halt? Bali! IMG_9428
Hier kommen wir wieder zum Thema Erwartungen zurück. Vor einiger Zeit habe ich ja erzählt, dass wir gelernt haben, nicht zu viel zu erwarten und uns stattdessen lieber überraschen zu lassen. Ich habe wirklich versucht, nichts von Bali zu erwarten. Aber das geht einfach nicht. Allein der Name weckt schon Assoziationen mit traumhaften, türkisen Stränden und langen Surftagen. Baaaaali.
Als wir dann mit dem Taxi am Strand von Balangan, unserem ersten Halt, angekommen sind war dann allerdings erst einmal nichts mit Bali-Feeling. Unser Badezimmer hatte einen Flair von alter Metzgereihalle, die vorübergehend mit einer Toilette ausgetattet wurde und auch sonst lag das Hostel ziemlich ausgestorben in der Landschaft.
Über eine etwas versteckte Treppe konnten wir dann aber direkt zum Meer, das zwar nicht türkis oder blau war, dafür aber fetteste Surfbedingungen geliefert hat. Definitiv zu fette für uns kleine Anfänger. Wir haben uns dann trotzdem ein Board geliehen (was gefährlicher war als jede Rollerfahrt 😀 ) und uns in den Wellen probiert. IMG_9517IMG_9500

Surfen ist eine lustige Sache, die zu 80% aus paddeln besteht. Der Rest ist dann Wellenreiten und verdammt coole Tricks oder Fallen und Überleben, je nachdem wie gut man ist.
Achtung, ab jetzt folgen ein paar Insider-Surferbegriffe, damit der Text wenigstens ein bisschen so wirkt, als hätten wir es drauf. Wer brav bis zum Ende des Blogbeitrags liest, wird dafür mit Übersetzungen und Erklärungen belohnt:

1. Schritt beim surfen: Ins Line-Up* paddeln. Der geübte Surfer taucht dabei geschickt unter den hereinbrechenden Wellen hindurch, ohne sich stören zu lassen. Hannah bekommt Wasser in die Nase und versucht es mit der Eskimo-Rolle*, mit mäßigem Erfolg.

2. Schritt: Das Sammeln im Line-Up und Warten auf DIE* Welle. Hier heißt es jetzt Geduld und ein geschulter Blick. Denn Welle ist nicht gleich Welle. Der Pro-Surfer erkennt DIE Welle schon von weitem, bereitet sich vor und paddelt dann, was das Zeug hält. Hannah wartet, wartet, wartet. Sieht dann DIE Welle und bekommt Panik. DIE Welle ist verdammt groß. So groß, dass es sie auch im Line-Up durchspülen wird. Sie paddelt also was das Zeug hält, sieht DIE Welle immer näher kommen und hält schonmal vorsorglich die Luft an.

3. Schritt: Es folgt das gekonnte Aufstehen. Den Pro-Surfer erkennt man daran, dass er lässig auf sein Brett steigt, die Welle reitet bis er keine Lust mehr hat, sich dann elegant vom Board plumpsen lässt und wieder gen Line-Up paddelt. So geht das den ganzen Tag. Klingt nett, oder?
Das gekonnte Aufstehen allerdings ist schon so eine Sache, bei der verdammt viel schiefgehen kann. Befindet man sich mit dem Gewicht zu weit vorne, taucht die Nose* ins Wasser ein und es geht abwärts. Ist man zu weit hinten, bremst das Tail* und die Welle stirbt* unter einem ab. Hannah befindet sich zu weit vorne auf dem Brett und ist so nach kurzer Zeit nicht auf, sondern in der Welle. Oder drunter. Oder sonstwo. Es ist etwas schwierig, zu lokalisieren, wo man sich befindet, wenn Tonnen von Wasser auf einen herabstürzen, an Bikini und Hose reißen, das Board davon schleudern, H²O in sämtliche Körperöffnungen ströhmen und man auch noch aufpassen muss, nicht am Riff zu zerschellen.

Wer jetzt wissen möchte, wie es Rafi ergangen ist, der ersetzt einfach Hannah durch Rafi. Wobei das nicht ganz stimmt. Entgegen unserer beider Erwartungen (ich wette nicht mal die Welle oder das Brett haben damit gerechnet) hat es Rafi gleich in der ersten Welle aufs Brett geschafft! Nur um in der zweiten dann direkt in der ersten Sekunde herunter geschleudert zu werden.

Wir haben jeder eine ganze, halbe Stunde draußen im Meer ausgehalten, bevor wir wie nasse Hunde zurück an den Strand gespült wurden. Ich würde gerne stolz erzählen, wie wir zu wahren Profi-Surfern auf Bali geworden sind, uns durch die höchsten Wellen gekämpft und irre Tricks gelernt haben. Oder uns zumindest einmal mehrere Wellen lang über Wasser gehalten haben. Aber die Realität ist auch ganz lustig 😀 Und dafür hätten wir einfach viel mehr Zeit gebraucht.
Wir haben uns übrigens natürlich im Vorhinein von einem erfahrenen Surfer erklären lassen, an welcher Stelle und zu welcher Uhrzeit man als Anfänger an diesem Strand am besten ins Wasser geht. Wir sind ja nicht ganz wahnsinnig und durchaus verantwortungsbewusst, wenn es um unsere körperliche Unversehrtheit geht.
Professionelle Erklärung: Hier an dieser Stelle sterbt ihr richtig, dahinten etwas weniger.
Haben uns dann für „da hinten“ entschieden.
Schlau, gel?

Den restlichen Tag haben wir dann komplett erschlagen am Strand ausklingen lassen

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und wurden mit einem wirklich schönen Sonnenuntergang belohnt, der nur davon gestört wurde, dass alle 5 Minuten ein Hochzeitspaar samt 20 köpfiger Besatzung vorbei gekommen ist, und Fotos geschossen hat.

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Und mit diesen wunderschönen Bildern schließe ich den ersten Tag Bali ab.

Ha, ihr dachtet, ich habs vergessen, oder? Es folgen nun alle Begriffserklärungen.

Line-Up: Punkt hinter den brechenden Wellen, an dem sich alle Surfer sammeln und gemeinsam auf eine gute Welle warten. Heißt so, weil man sich dort aufreiht.

Eskimo-Rolle: Bestimmte Rolle, mit der man versuchen kann, unter den Wellen durch zu kommen. Dabei dreht man sich meist nach links unters Brett, hält vorher besser noch die Luft an, zieht das Brett dann mit dem Knie an den Körper und versucht so, der Welle weniger Widerstand zu bieten.

DIE Welle: Fett, groß, gut zu surfen. Jeder spricht davon, Anfänger werden sie niemals erkennen und Profis suchen immer weiter nach ihr.

Nose: Der vorderste Teil vom Brett. Das spitze Näschen sozusagen.

Tail: Wer jetzt gut folgern kann, ist klar im Vorteil und weiß die Antwort schon. Es handelt sich dabei nämlich um den hinteren Teil des Brettes. Macht Sinn, gel ;)?

Welle, die abstirbt: Was hat es nur mit all diesen Wellen auf sich, die unter ihren Surfern absterben. Klingt ziemlich grausam, oder? Heißt aber eigentlich nur, dass man zu wenig gepaddelt hat oder zu früh oder die Welle zu klein war und man es jedenfalls nicht schafft, sie an dem Punkt zu erwischen, wo man sie gekonnt reiten könnte. Sie fluppt unter einem Weg und „stirbt ab“.

 

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